Diamantenes ProfessjubilŠum von 4 Gut-Hirten-Schwestern in St. Josef, 4. Juni 1994

 

Das Evangelium des heutigen 10. Sonntags im Jahreskreis passt nicht recht fŸr ein mehrfaches diamantenes ProfessjubilŠum von Schwestern, die in der Nachfolge des Guten Hirten auf 65 bzw. 60 gottgeweihte Lebensjahre und auf vielfachen Einsatz in der Ordensgemeinschaft und bei der dieser anvertraut gewesenen weiblichen Jugend zurŸckschauen und Gott fŸr die vielen empfangenen Ganden danken wollen.

Aber schauen wir beim Evangelium, das wir gehšrt haben, etwas genauer zu, ob sich da nicht doch Parallelen zur heutigen Festfeier feststellen lassen:

Das erste, was im heutigen Evangelium erwŠhnt wird, ist dies: Als Jesus sein šffentliches Lehren und Wirken begonnen hatte, kamen immer mehr Menschen zusammen, um ihn zu hšren. Das passte aber den Angehšrigen des Herrn gar nicht, sie fŸrchteten, von ihm blamiert zu werden; er hat doch nicht studiert und ist doch kein Schriftgelehrter, sondern nur ein Zimmermann. Sie wollten ihn darum mit Gewalt wieder nach Nazareth in die Stille der Zimmermannswerkstatt zurŸckholen; sie meinten: nur dort passe er hin und das aufsehenerregende Auftreten in der …ffentlichkeit stehe ihm nicht zu; er ma§e sich zu Unrecht etwas an; er benehme sich grš§enwahnsinnig, er sei von Sinnen, sie hielten Jesus fŸr Ÿbergeschnappt, weil sie sein Persongeheimnis und seine Berufung nicht durchschauten.

Jetzt die Parallele: Sie, liebe Jubilarinnen, stammen sicher, wie ich annehmen darf, alle vier aus kleinen, bŸrgerlichen, bŠuerlichen Familien, in denen man gewohnt war, dass niemand aus dem Ÿblichem Schema ausbricht und andere Wege geht als jene, die fŸr gewšhnlich vorgezeichnet sind. Auch damals, vor 60 Jahren, konnte man, wenn ein junges, sauberes, gesundes MŠdchen den Ordensberuf erwŠhlte, hšren: ãdas ist doch Ÿbertrieben. Ist sie denn besser als wir? Ist sie denn mehr als wir, die wir den normalen Weg gehen, heiraten und eine Familie grŸnden?Ò wie oft war auch damals vor mehr als 60 Jahren fŸr den gottgeweihten Ordensberuf wenig oder kein VerstŠndnis da. Und wie denkt man heute darŸber: ãDie ist ja von Sinnen! Die ist ja verrŸckt!Ò Oder: ãDie geht ja nur ins Kloster aus enttŠuschter Liebe oder weil sie fŸr die ehe nicht taugt.Ò

Ihr, liebe Jubilarinnen, habt euch damals nicht abbringen lassen von eurem Entschluss, euch Gott zu weihen im Ordensstand und seid mit Gottes Hilfe eurem Entschluss treu geblieben. Und als bei uns ein kirchenfeindliches Regime an die Macht kam, das dem Priester- und Ordensstand feindlich gesinnt war, habt ihr euch nicht dazu verfŸhren lassen, das in der Ordensprofess Gott gegebene Versprechen zu brechen, im Gegenteil, ihr seid auch unter schwierigen VerhŠltnissen dem Beruf treu geblieben. Und als dann intern im Ordensleben Schwierigkeiten und Versuchungen daherkamen, MissverstŠndnisse sich einstellten und EnttŠuschungen, weil man sich manches anders vorgestellt hatte, und als auch Kreuze daherkamen; Krankheit etwa oder Verkennung der besten Absichten, nie habt ihr daran gedacht, euer Jawort zur Christus nachfolge in der Ordensprofess zu widerrufen: Gott segnete eure Treue und half mit seiner Gnade. DafŸr gilt es heute von Herzen zu danken.

Nun kehre ich nochmals zu heutigen Sonntagsevangelium zurŸck: es hei§t da am Schluss: ãDa kamen seine Mutter und seine BrŸder; sie blieben drau§en (vor dem Haus, in welchem sich Jesus aufhielt) stehen und lie§en ihn herausrufen. Eine Menschenmenge sa§ um ihn herum und man sagte zu ihm: Deine Mutter und deine BrŸder stehen drau§en und wollen dich sehen! Er aber antwortete ihnen: Wer sind meine Mutter und meine BrŸder? Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsa§en und sprach: Das sind meine Mutter und meine BrŸder: Denn wer den Willen Gottes tut, der ist fŸr mich Bruder, Schwester und Mutter.

Seht, so macht es der Herr heute mit euch, liebe Professjubilarinnen: Ihr gehšrt zum engsten erlesenen Kreis Jesu: Im Ruhestand sitzt ihr um ihn herum, um mit ihm Zwiesprache zu halten. Im Gebet, in der Betrachtung, im Ertragen der Gebrechlichkeiten des Alters. Ihr habt euch abgemŸht, hart und schwer im Dienste des Guten Hirten und habt euch dabei allzeit bemŸht, den Willen Gottes zu erfŸllen. Darum hat euch der Gute Hirte lieb, so lieb, wie er seine Mutter lieb hatte. Er sagt es euch mit den Schlussworten des heutigen Sonntagsevangeliums: ãWer den Willen Gottes tut, der ist fŸr mich Bruder, Schwester und Mutter!Ò So lieb und teuer seid ihr dem Herrn. Freut euch darŸber und jubelt, ihr Jubilarinnen, in dankbarer Freude, Halleluja!

Jetzt darf ich noch der Reihe nach, d.h. dem Alter nach, die Jubilarinnen nennen und ihnen noch namentlich danken im Auftrag der Kirche, des HH Erzbischofs und der Ordensleitung:

  1. Sr. Maria Lukas Enzinger, geboren am 19.3.1906 in dem gar nicht weit entfernten Oberteisendorf im bayrischen Nachbarland. Der Vater war Zimmermann und betrieb daneben eine kleine Landwirtschaft. Die guten Eltern zogen 2 Sšhne und 4 Tšchter auf. Mit 19 Jahren regte sich in einem der 4 MŠdchen der Ordensberuf. Ja, noch mehr, dieses MŠdchen wollte in die Mission, nicht als Entwicklungshelferin, sondern als Ordensschwester. Auf Rat des Kapuzinerpaters Laurentius kam sie ins Zufluchtskloster in Salzburg. Zu missionieren war der guten Sr. Maria Lukas nicht gegšnnt, aber sie half, als sie vor 65 Jahren ihre Profess abgelegt hatte, Ÿberall, wo sie gebraucht wurde: im Stall, im Garten und erfŸllte daneben treu ihre Ordensverpflichtungen und war eine gro§e Beterin. Sie sorgt sich um den Blumenschmuck im Haus und in der Kirche und auf den GrŠbern der Mitschwestern am Kommunalfriedhof und zeigt uns allen jetzt noch in ihrer fŸrsorglichen Liebe zu den Katzen, dass wir nicht blo§ den Mitmenschen, sondern auch den vernunftlosen Geschšpfen Gottes Achtung und Wohlwollen entgegenbringen sollen. Mit einem von daheim empfangenen Erbe hat Sr. Maria Lukas der Klosterkirche eine schšne, in SŸdtirol geschnitzte Madonna verschafft, die vielen im Haus und au§erhalb des Hauses Freude macht: es sei der Sr. Maria Lukas von Herzen fŸr alles gedankt. Auch wenn sie ein altes, runzeliges Weiblein geworden ist, wir haben sie alle gern wegen ihrer Treue zum Ordensberuf und zur Ordensfamilie.
  2. Sr. M. Rosaria Wimmer: Auch sie ist ein Kind des schšnen Oberbayern. Sie wurde am 5. MŠrz 1912 in eine kinderreiche christliche Familie mit 9 Kindern hineingeboren: 5 MŠdchen erwŠhlten den Ordensberuf, 3 davon wurden Gut-Hirten-Schwestern; 2 gehšren der Gemeinschaft der Familienschwestern an, 2 BrŸder sind gefallen, der letzte bisher noch lebende Bruder wurde am 1. Juni von seinem schweren Leiden erlšst. Sr. M. Rosaria trat am 2. Juli 1931 in Wr. Neudorf in die Ordensfamilie des guten Hirten ein und feiert nun das diamantene ProfessjubilŠum: Sie hat jahrzehntelang in der Erziehung der weiblichen Jugend Ÿberaus segensreich gewirkt und hat dabei auch verdiente Anerkennung der staatlichen Schulbehšrde gefunden als vorbildliche Lehrerin, Schuldirektorin und OberschulrŠtin. Auch ich habe sie wŠhrend meiner SeelsorgstŠtigkeit in St. Josef Ÿberaus schŠtzen gelernt. Noch mehr schŠtze ich die tapfere Art, wie sie Krankheit und Altersbeschwerden meistert und immer noch gewissenhaft ihren Ordensverpflichtungen nachkommt... Gott lohne ihr alles Ÿberreich.
  3. Sr. M. Augusta Meier ist ebenfalls ein Kind des schšnen Bayernland, dem die šsterr. Ordensprovinz des Guten Hirten so viele Berufe zu danken hat. Im schšnen Vilsbiburg, das der kŸnftige Selige, der Kapuzinerpater Victricius durch sein segensreiches Wirken und heiliges Leben ausgezeichnet hat, wurde Theresa Meier am 29. April 1913 geboren: sie wurde mit ihren 3 Schwestern religišs und pflichtbewusst erzogen und spŸrte von Kindheit an den Ordensberuf in sich. Mit 18 Jahren durfte sie am 27. Januar 1932 in Wr. Neudorf eintreten. Sie wurde bei den MŠdchen eingesetzt und diente auch gewissenhaft und ordnungsliebend in der Sakristei. Auch sie stand allzeit treu zu ihren OrdensgelŸbden und war immer dankbar fŸr den Ordensberuf.
  4. Sr. M. Regina Dettenkofer stammt auch aus Bayern und wurde am 6. November 1913 ebenfalls in eine kinderreiche Familie hineingeboren: 5 Sšhne und 3 Tšchter; ein Sohn lebte und starb als verdienter Priester. 1931 trat Sr. M. Regina in Wr. Neudorf in die Kongregation Unserer Lieben Frau von der Liebe des Guten Hirten ein und leistete dann Ÿberall, wo sie hingestellt und gebraucht wurde, ihren demŸtigen Dienst und machte ihrem Ordensnamen ehre nach dem Kanon, den wir gern gesungen haben: ãFroh zu sein bedarf es wenig und wer froh ist, ist ein Kšnig.Ò Auch sie feiert in diesem Jahr ihr diamantenes ProfessjubilŠum; ihr Herz mšge sich freuen und jubeln und alle Angst abschŸtteln.

So habe ich nun kurz aufgezŠhlt, was ich von den 4 diamantenen Professjubilarinnen wei§ oder was mir von ihnen erzŠhlt worden ist. Es ist wenig, aber ihr, liebe Jubilarinnen, wisst selber mehr, viel mehr und der liebe Gott, dem ihr treu gedient habt, wei§ alles und wird all das viele Gute, das ihr vollbracht habt, wunderbar belohnen. Er hat alles im Buch des Lebens aufgezeichnet. Mit dem Apostel Petrus sagt heute sicher jede Jubilarin zum Guten Hirten: ãHerr, du wei§t alles, du wei§t auch, dass ich dich liebe.Ò Das ist entscheidend!

Wir alle aber sagen heute dankbar fŸr eure Berufung und unsere Berufung: ãWir danken dir, o Herr, dass du uns berufen hast, vor dir zu stehen und dir zu dienen!Ò Amen